ANDREAS MÖLZER
Fraktionsloses Mitglied des Europäischen Parlaments

Ausflüchte

Das „multi-ethnische Bosnien“ besteht nur in der Vorstellung der EU-Bürokraten (ZZ 18/2014)

Nachdem es Anfang Februar in Bosnien zu Demonstrationen gegen die triste wirtschaftliche und soziale Lage gekommen war, wollte der Verfasser dieser Zeilen von Catherine Ashton, der „Hohen Vertreterin“ für die Außenpolitik, in einer Schriftlichen Anfrage wissen, ob sie der Meinung ist, daß die bisherige EU-Politik in Bosnien erfolgreich war und ob es von der Europäischen Union verabsäumt wurde, die offensichtlich bestehenden Mißstände in dem Balkanstaat zu beseitigen.

Nun liegen Ashtons Antworten vor, und diese zeichnen sich durch eine Aneinanderreihung von Ausflüchten und diplomatischen Phrasen aus. So gäben Massenproteste „Anlaß zur Sorge“. Und sie, Ashton, habe „die Gewaltakte im Zusammenhang mit den Protesten verurteilt“.

Kein einziges kritisches Wort findet sich hingegen zur bisherigen Bosnien-Politik der EU, die trotz der Milliarden Euro der europäischen Steuerzahler, die in den letzten knapp 20 Jahren dorthin geflossen sind, alles andere als erfolgreich war. Denn heute ist Bosnien immer noch ein Staat am Rande des Scheiterns. Aber das will Brüssel nicht sehen, weil dies dem Bekenntnis gleichkäme, daß das unermüdlich propagierte „multi-ethnische Bosnien“ eine Illusion ist.