ANDREAS MÖLZER
Abgeordneter zum Europaparlament

Israel-Freund Strache?

Irritationen und Manipulationen um Straches Reise ins gelobte Land

Was war es? Eine vorweihnachtliche Pilgerreise ins gelobte Land? Oder eine „Fact-Finding-Mission“ in Sachen Nah-Ost-Konflikt? Ein Meinungsaustausch über den fundamentalistischen Islamisten-Terror? Oder gar die Demutsgeste eines bußfertigen Rechtspopulisten, den man in der Vergangenheit immer wieder unterschwellig auch des Antisemitismus zieh?

Des FPÖ-Chef HC Straches Kurztrip nach Israel sorgte jedenfalls für Irritationen. Zuerst einmal in der heimischen israelitischen Kultusgemeinde, wo deren Präsident Stock und Stein schwur – und das via Austria Presseagentur – dass in Israel kein offizieller Repräsentant des Staates mit dem österreichischen Oppositionsführer reden werde.
Da muss man dem Präsidenten Wilhelm Buschs bekannten Spruch ins Stammbuch schreiben: „Dieses schloss er messerscharf / was nicht sein kann auch nicht sein darf“, da indessen bekannt ist, dass Strache sehr wohl vom Präsidenten der Knesset samt seiner Delegation offiziell begrüßt wurde und dass der FPÖ-Chef mit prominenten Vertretern der Regierungsparteien „Likut“ und „Schas“ zum Meinungsaustausch zusammentraf. Und natürlich wurde Strache von seinen Gastgebern auch in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geführt, wo er sich die Tragödie des europäischen Judentums vergegenwärtigte.

Das, obwohl Österreichs Freiheitliche bekanntlich eine Partei sind, die sich immer wieder und durchaus konsequent auch für die Rechte der Palästinenser eingesetzt haben und traditionell positive Beziehungen zur islamischen Welt pflegten. Auch in der in Israel verabschiedeten „Jerusalemer Erklärung“ wird neben dem unbestrittenen Existenzrecht des Staates Israel jadie Wahrung der Menschenrechte und der politischen Rechte der arabischen Bevölkerung in Palästina betont.

Was die Behauptung betrifft, Straches Besuch in Israel sei nichts weiter als eine Demutsgeste angesichts des jüdisch-israelischen Einflusses gewesen, so darf man schon fragen, ob es Strache verboten ist, eine Normalisierung des Verhältnisses gegenüber Israel und dem Judentum anzustreben.

Die österreichischen Freiheitlichen lassen sich eben nicht mehr in die Rolle des Ex-Offo-Verteidigers des Nationalsozialismus und des Antisemitismus treiben. Auch wenn dies manche offenbar nur allzu gerne hätten. Strache und seine Mitreisenden haben nicht erst in Israel einmal mehr betont, dass sie das Entsetzen über die seinerzeitige Vernichtung des europäischen Judentums mit allen anderen vernünftigen politischen Kräften teilen. Die demonstrative Absage an jede Form von Totalitarismus, wie man sie in der „Jerusalemer Erklärung“ vorfindet, müsste also auch seitens der schärfsten Strache-Gegner akzeptiert werden.

Außer Zweifel steht jedenfalls, dass sowohl Israel als auch die Europäer ein gemeinsames Interesse haben, nämlich den Kampf gegen Islamisierung und islamistischen Terror. Das wurde beim Besuch Straches einmal mehr deutlich. Jene, die bislang glaubten, das Monopol auf die Freundschaft mit Israel und den geistigen Austausch mit dem Judentum zu haben, sind nun womöglich beleidigt, dass auch die ach so bösen Rechtspopulisten ein Faktor in diesen Beziehungen geworden sind. Das spielt gottlob aber wirklich keine Rolle.